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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Gottesdienst zum 1.Advent 2017

Gebete und Predigt

Gottesdienst zum 1. Advent 2017

 

Kyrie:

 

Messias Jesus, Menschensohn,

 

Du hast dich mitten hinein begeben in die tödlichen Katastrophen unserer Geschichte. Herr, erbarme dich!

 

Gott hat dich auferweckt und deine Menschlichkeit zum Maßstab einer neuen Welt gemacht. Christus, erbarme dich!

 

Die Hoffnung auf dein Kommen richtet uns auf. Sie macht uns wachsam gegenüber den Gefahren der Anpassung und der Resignation. Herr, erbarme dich! 

 

Erste Lesung: Jes 63,16b-17. 19B; 64,3-7

 

Hinführung:

 

Der Text der Lesung aus dem Propheten Jesaja ist Ausdruck eines leidenschaftlichen Schreis nach Gott. Die Rückkehr der nach Babylon Verschleppten in die Heimat brachte nicht die Erfüllung aller Hoffnungen. Neue Probleme traten auf. Zwischen Rückkehrern aus der reichen Oberschicht und Verarmten, die im Land geblieben waren, kam es zum Streit um die Verteilung des Landes. Mit dem Bau des Tempels ging es nicht voran. Zweifel kommen auf, ob es denn überhaupt sinnvoll sei, den Tempel wieder aufzubauen.

 

Auch in dieser Situation erinnert sich Israel an seinen Gott und den Weg der Befreiung, den er mit ihm gegangen ist. Diese Erinnerung wird zur Grundlage des Ringens mit Gott, zum Schrei, er möge doch den Himmel aufreißen, endlich kommen und seine Verheißungen wahr machen.

 

Zweite Lesung 1 Kor 1,3-9

 

Die junge Christengemeinde erkennt das Kommen Gottes in der Ankunft des Messias Jesus. In seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung hat Israels Gott seine Verheißung wahr gemacht. Er ist mitten unter den Menschen angekommen. Und dennoch steht die Erfüllung für alle noch aus. Der Messias muss wieder kommen. Dann werden sich all die Hoffnungen erfüllen, die sich an sein Leben knüpfen - bis hin zu einem neuen Himmel und einer neuen Erde, bis hin zur Auferstehung der Toten. Gefestigt im Vertrauen auf Gottes Treue – so mahnt Paulus - soll die Gemeinde in Korinth die endgültige Offenbarung des Messias Jesus erwarten.

 

Evangelium: Mk 13,24-33a

 

Predigt (Heribert Böttcher)

 

Mit dem ersten Adventssonntag beginnt ein neues Kirchenjahr. Am Ende des alten und am Beginn des neuen Kirchenjahres richtet sich der Blick auf das Kommen des Menschensohns, und wir hören die Mahnung zur Wachsamkeit. An den letzten Sonntagen forderten uns Texte aus dem Matthäusevangelium auf, wachsam hinzusehen auf eine Welt, die so anders ist als das Reich Gottes:

 

·        Da war die Rede von den schlauen und den dummen Jungfrauen. Während die Schlauen genug Öl hatten, ging den Dummen der Vorrat aus. Die Schlauen fürchteten, der Vorrat könne nicht für alle reichen. Deshalb weigerten sie sich, das Öl zu teilen.

 

·        Da war die Rede von den Talenten, von Geld, das von unten nach oben umverteilt wird gemäß der Logik „wer hat, dem wird gegeben..., wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat“ (Mt 25,29).

 

Eine Welt, in der nach oben kommt, wer sich unsolidarisch verhält, eine Welt, die nach dem Gesetz funktioniert: Wer hat, bekommt noch mehr. Wer arm ist, wird noch ärmer, kann nicht das Reich Gottes sein. Christinnen und Christen sollen wachsam sein; denn diese Welt wird durch den Menschensohn gerichtet. Sein Maßstab ist das Verhalten gegenüber den Geringsten – so haben wir es letzten Sonntag gehört.

 

Das neue Kirchenjahr beginnt wie das alte aufgehört hat: mit dem Blick auf den Menschensohn und der Aufforderung, wachsam zu sein. Mar-kus, dessen Evangelium uns durch das neue Kirchenjahr begleiten wird, setzt die Akzente anders als Matthäus. Markus schreibt sein Evangelium nur wenige Zeit nach dem Krieg der Römer gegen die Juden. Er sieht die Opfer dies Krieges, die Zerstörung Jerusalems und die Zerstreuung der Juden in alle vier Windrichtungen. An dieser Katastrophe vorbei kann er keine 'frohe Botschaft' verkünden. Ihm drängt sich der Frage auf: Wie kann mit wachsamem Blick auf die Katastrophe, durch die alle Hoffnung auf Rettung widerlegt zu sein scheint, überhaupt noch von Rettung, von Gott und seinem Messias gesprochen werden?

 

Die Katastrophe des Krieges hat die Welt, aus den Fugen gebracht. Markus beschreibt das in Bildern einer kosmischen Katastrophe: Gottes Schöpfung stürzt ab. Die Lichter von Sonne und Mond gehen aus, und die Sterne fallen vom Himmel. Mit der Schöpfung droht auch der Glaube an Israels Gott, den Schöpfer der Welt und den Befreier seines Volkes, ab zu stürzen. Symbol dafür ist die Zerstörung des Tempels, der Mitte der Welt und der Wohnung Gottes bei seinem Volk. „Mein Gott, mein Gott, warum hast dich mich verlassen?“ (Mk 15,34) ist nicht nur der Schrei Jesu, sondern aller, die mit der Katastrophe das Ende ihrer Hoffnungen gekommen sehen.

 

Mitten in der Katastrophe und der Krise, die sie für den Glauben auslöst, verweist Markus auf den Menschensohn. Seinen Leserinnen und Lesern ist er aus dem Buch Daniel vertraut. Dort tritt er den Herrschaftssys-temen, denen Israel unterworfen war und die in den Bildern von Bestien dargestellt werden, als Zeichen für Gottes menschliche Herrschaft entgegen. Er verkörpert die Hoffnung, dass Gott das 'letzte Wort' behält und die Bestien richtet. So wird er seine „Engel aussenden und die … Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammen führen“ (13,27). Auch in der gegenwärtigen Katastrophe will Gott sein Volk neu sammeln und aufrichten – und mit ihm alle, die Opfer der Katastrophe sind und jede Hoffnung verloren haben.

 

Was für das Ende versprochen ist, beginnt schon jetzt. Markus macht das bereits am Beginn seines Evangeliums deutlich: Er erzählt von vier Trägern, die einen Gelähmten zu Jesus bringen. Sie sind jene Engel, die jetzt schon das in alle vier Himmelsrichtungen verschlagene und gelähmte Israel neu sammeln und aufrichten (Mk 2,1-12). Sie wollen den Gelähmten – also das gelähmte Israel – wieder neu mit seinem Messias in Verbindung bringen. Das ist so schwierig, dass die Träger das Dach des Hauses aufreißen müssen, damit sie in das geschlossene Haus eindringen können. Nur wenn das in der Katastrophe eingeschlossene und gelähmte Israel sich öffnen lässt, kann es neu aufgerichtet werden, kann das befreiende Wort Wirklichkeit werden, das Jesus zu dem Gelähmten spricht: „Steh auf...!“ (Mk 2,11).

 

Was Menschen wie jene Vier tun, deutet Markus durch den Hinweis auf den Feigenbaum. Ein verdorrter Baum bekommt neues Leben. Wer das Tun der Vier sieht, kann erkennen, dass Gottes Wort mitten in der Katastrophe wieder Leben hervorbringt. Da handeln Menschen, die hell-wach sind für Gottes Wort. Wo das geschieht, da beginnt Advent, Ankunft des Menschensohns inmitten einer alles lähmenden Katastrophe.

 

Das befreiende Wort „Steh auf...!“ spricht Jesus als „der Menschen-sohn“. Er verbindet es mit dem Satz: „Deine Sünden sind dir vergeben“ (Mk 2,5). Gemeint sind die Sünden derer, die so verschlossen sind gegenüber Gottes Wegen der Befreiung, dass sie die Macht Roms dadurch überwinden wollten, dass sie Israel so mächtig machen wollten wie Rom. Genau dies hat die Katastrophe befördert. Nach dem Scheitern solch falscher Träume können nur Nüchternheit und Wachsamkeit einen Weg aus der Katastrophe bahnen. Nüchternheit gegenüber Illusionen und Wachsamkeit für Gottes Wege der Befreiung, für das Kommen des Menschensohns am Ende der Zeit, und schon jetzt mitten hinein in die Zeit der Katastrophe.

 

Diese Botschaft des Markus trifft heute auf eine Welt, die sich angesichts der globalen Katastrophen in betäubende Spektakel stürzt oder in eine Innerlichkeit flüchtet, aus der die Welt mit all ihren Katastrophen draußen bleiben muss wie die Hunde aus den Geschäften. Da bricht der Menschensohn gleichsam von außen in eine geschlossene Welt ein, die sich durch Ablenkung betäuben lässt, damit sie bleiben kann, wie sie ist – ungestört von Armut und Ausgrenzung, von Plünderung und Krieg, der Zerstörung der Lebensgrundlagen. Weil alles so bleiben soll, wie es ist, stößt die Konfrontation mit der Wirklichkeit auf Abwehr. Viele sagen: Wir können das Gerede von Krisen und Katastrophen nicht mehr hören. Wir brauchen etwas, das uns ermutigt. Was schnelle Ermutigung verspricht, ist aber oft nichts anderes als betäubende Ablenkung.

 

Wer nicht Ablenkung, sondern Rettung sucht, muss wachsam sein. Er darf sich vom schönen Schein nicht betören, sich von Ablenkungen nicht dumm machen lassen. Wachsam wäre auch heute das Evangelium hinein zu buchstabieren in die Katastrophen unserer Zeit. Nötig wäre eine Wachsamkeit, die den globalen Katastrophen nüchtern stand hält, die sich nicht von der Illusion täuschen lässt, es könne alles so weitergehen, die sich weder durch Ablenkung betäuben lässt noch meint, sich die Krise in aggressiver Abwehr der Opfer, vor allem der Flüchtenden, vom Leibe halten zu können. Wer wachsam bleibt, kann die Ahnungen nicht ersticken, dass die globalen Probleme immer schärfer auf unsere Scheinwelten zurückschlagen werden - und zwar so, dass sie sich weder betäuben noch aggressiv abwehren lassen. Wachsamkeit treibt zu der Frage, welche strukturelle Sünde in den Katastrophen unserer Tage steckt.

 

Solcher Art Wachsamkeit versinkt nicht in lähmender Resignation; denn sie verbindet sich mit Wachsamkeit für Gott und sein Reich, für das Kommen des Menschensohns. Er kommt jetzt schon in Menschen wie den Vieren, die einen verschlossenen Raum öffnen und den Gelähmten vor den Messias tragen. Was sie tun, ist Aufgabe einer wachsamen Kirche: eine in sich verschlossene Gesellschaft zu öffnen, die sich illusionär und aggressiv in ihre strukturelle Sünde, in die kapitalistischen Strukturen einschließt, die keinen Bestand mehr haben können, weil der schwindende Einsatz von Arbeit auf nicht mehr zu überwindende Gren-zen stößt. Eine wachsame Kirche könnte einen Beitrag dazu leisten, betäubende Gleichgültigkeit durch Empfindsamkeit zu durchbrechen, lähmende Verschlossenheit für kritisches Nachdenken zu öffnen. So ließe sich erkennen, dass die heutigen Katastrophen und die mit ihnen einher gehende Entmenschlichung damit zusammenhängen, dass das Leben selbst da noch dem Zwang geopfert wird, Geld um seiner selbst willen zu vermehren, wo die Grundlagen dafür einbrechen. Eine gegen-über den Katastrophen wache Kirche ist zugleich eine Kirche, die Gott und seinen Messias vermisst und die deshalb wie der sterbende Jesus leidenschaftlich nach Gott schreit, dass auch er aufwache und sein Reich und seinen Menschensohn endlich kommen lasse.

 

Eine solche Kirche würde zur wachen Trägerin einer Hoffnung, die töd-liche Verhältnisse aufbricht, zu einem Feigenbaum, aus dessen Lebens-saft Früchte der Befreiung hervor getrieben werden. An diesen Früchten wäre erkennbar, dass Advent ist, dass der Menschensohn jetzt schon im Kommen ist.

 

Gestärkt durch die Hoffnung auf das Kommen des Menschensohns ge-hen wir vom alten in das neue Kirchenjahr. Diese Hoffnung ist die Klam-mer, die die Kirchenjahre zusammenhält. Wachsam erinnern wir uns von neuem an Gottes Geschichte mit den Menschen und wachsam wie Mar-kus buchstabieren wir sie mitten hinein in die Katastrophen unserer Zeit, damit Menschen und die Welt geöffnet werden können für Befreiung, für die Rettung, die mit dem Kommen des Menschensohns verbunden ist.

 

Fürbitten:

 

Gott, Schöpfer der Welt und Befreier deines Volkes, in der Hoffnung auf das Kommen des Menschensohns bitten wir:

 

Für die Opfer der Katastrophen, die den Globus zerstören, für die Opfer von Krieg und Umweltzerstörung, für alle, die arm und überflüssig gemacht werden, für Menschen, die fliehen müssen:

um Gerechtigkeit und Frieden, um Gesellschaften, die sich den Fremden öffnen, um eine Kirche, die hinhört und hinsieht, um Wachsamkeit für das Kommen des Menschensohns

 

für Menschen, die sich verschließen, die in betäubende Unterhaltung und Innerlichkeit flüchten:

um Menschen, die aufrütteln, um die Kraft, stand zu halten, um Wachsamkeit für das Kommen des Menschensohns

 

für die Kräfte in unserer Gesellschaft, die aggressiv und gewalttätig auf die Opfer der Katastrophen reagieren, für diejenigen, die Menschen angreifen, die solidarisch handeln:

um Umkehr zur Menschlichkeit, um Menschen, die widersprechen und widerstehen, um ein gesellschaftliches Klima der Nachdenklichkeit, um Solidarität und Wachsamkeit gegen Unmenschlichkeit, um das Kommen des Menschensohns

 

für alle, die es angesichts der Katastrophen nicht mehr aushalten, die in ihrem Engagement allein gelassen und zu Fremden werden in einer Gesellschaft, in der die Katastrophen ignoriert werden und kritisches Nachdenken auf Abwehr stößt:

um hellsichtige und hellhörige Zeitgenossen, um wachsame Mitmenschen, um Stärkung durch die Hoffnung auf das Kommen des Menschensohns

 

für die Kirche, die der Versuchung ausgesetzt ist, in der Sorge um sich selbst zu schweigen und sich anzupassen:

um Stärkung für Papst Franziskus und für alle, die wie er aufwecken und wachrütteln, um Vertrauen auf den Menschensohn und sein Kommen

 

für alle die angesichts von Unrecht und Gewalt eines vorzeitigen Todes sterben und für all unsere Toten:

um Aufnahme in das Land deiner Ruhe, um die Begegnung mit dem Menschensohn

 

Um all das bitten wir im Vertrauen darauf, dass du Wirklichkeit werden lässt, was du mit deinem Namen versprochen hast.

   

 

  

 

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